Ein besserer Neustart: Städte, Nachhaltigkeit und COVID-19

Nicholas Church - Schréder Hyperion
Nicholas Church
Global Business Development Manager for Smart Cities

Die Ereignisse der vergangenen 18 Monate haben unsere Lebensweise, unsere Arbeit und unsere Freizeitgestaltung grundlegend verändert. Sie haben sich auch auf die Nutzung des öffentlichen Raums ausgewirkt. Die Verantwortlichen in vielen Städten der Welt beschäftigen sich damit, wie man den öffentlichen Raum in Zukunft gestalten, strukturieren und durch Investitionen verbessern könnte, jetzt, da das Leben nach dem Lockdown wieder Fahrt aufnimmt und man sich wieder mit Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen treffen kann.  
 
Städte in aller Welt greifen schon seit Jahrzehnten immer häufiger auf nachhaltigere Konzepte zurück, und die Pandemie erweist sich als echte Chance für einen besseren Neustart. Neue Beleuchtungssysteme sollen mehr Sicherheit bieten, die Belange des Umweltschutzes berücksichtigen und sparsam mit Ressourcen umgehen. Doch was bedeutet das für die Städte? Wie kann man das Leben in der Stadt nach der Pandemie nachhaltiger gestalten? Wir sprechen mit Nicholas Church, Global Business Development Manager des Bereichs Smart Cities, über diese Themen. 
 

Beginnen wir mit einer allgemeinen Frage: Wie sehr werden sich die Städte verändern?   

Ich denke, Städte wird es immer geben. Viele Umwälzungen, die wir aus der Geschichte kennen, wie beispielsweise die Pest, der erste Abwurf einer Atombombe oder der Fall des Römischen Reiches, hatten erstaunlich geringe bleibende Auswirkungen auf die Urbanisierung. Der technische Fortschritt und Innovationen haben hingegen das Potenzial, das Aussehen der Städte zu verändern. Ereignisse wie die Pandemie beschleunigen solche Veränderungen. Heute wird diese Beschleunigung noch dadurch verstärkt, dass man sich in den Städten auf ökologische Ziele wie etwa eine klimaneutrale CO2-Bilanz konzentriert.  

Smog free Chinese cities are inspiring local authorities to strive harder for zero carbon cities and lighting can play an important role

Die Bilder von chinesischen Städten ganz ohne Smog und der Anblick eines Himmels ohne Flugzeuge haben bei Millionen von Entscheidern in aller Welt einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies zeigt einmal mehr, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels in diesem Jahrhundert oberste Priorität haben, und zwar ganz unabhängig von der Corona-Pandemie. 
 

Kann die Beleuchtung dabei wirklich so viel bewirken?   

Der erste Schritt bei der Realisierung einer klimaneutralen Umweltbilanz ist ganz einfach: Die meisten Städte können bis zu 50 Prozent ihrer Energieausgaben einsparen, indem sie auf LED-Beleuchtung umstellen. Das ist auch unsere Empfehlung. Mithilfe intelligenter Steuerungssysteme lassen sich weitere 30 Prozent an Energie einsparen. Dabei wird die Beleuchtung dynamisch an die jeweiligen Anforderungen in den Städten angepasst, beispielsweise mit Anwesenheitsmeldern, Wettersensoren oder Verkehrsüberwachungsmaßnahmen. Doch damit sind die Vorteile noch lange nicht ausgeschöpft. Durch Asset Management und Wartungsoptimierung lässt sich noch mehr erreichen. Beispielsweise ist die Verknüpfung der Beleuchtungsanlagen mit anderen städtischen Systemen zur Optimierung der Sicherheit nur eine der vielen Möglichkeiten, die sich mithilfe der Digitalisierung und Vernetzung der Beleuchtung realisieren lassen
 
Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen werden weltweit 15 Prozent der gesamten Energie für Beleuchtungszwecke aufgewendet. Somit hat die wachsende Marktdurchdringung der LED-Technologie hier wirklich Auswirkungen von großer Tragweite. Wenn man 50 Prozent Energie einsparen kann und die Leuchtmittel eine 25 Mal längere Lebensdauer als Glühlampen haben, ist das Potenzial für die Erreichung der Netto-CO2-Neutralität enorm. Zu den weiteren Umweltschutzbereichen, die ebenfalls durch den Einsatz von Steuerungssystemen verbessert werden können, zählen der Kampf gegen die Lichtverschmutzung und der Schutz natürlicher Lebensräume.
 
Schréder ist in verschiedenen Normungsgremien und Konsortien vertreten, welche die Weiterentwicklung der Branche zum Wohle der Städte und ihrer Bürger mithilfe neuer, bahnbrechender Technologien unterstützen. Ich denke, es könnte sinnvoll sein, in Zukunft eine Art CO2-Bonussystem für Städte einzuführen, die nachhaltige Entscheidungen treffen. 
 

Wie schwierig ist es, nachhaltige Eigenschaften zu integrieren? 

Überhaupt nicht! Wir brauchen uns nur das Programm des Oeiras Valley in Portugal anzuschauen: Dort möchte man ein portugiesisches Silicon Valley aufbauen. Die Planer berücksichtigten in allen Entwicklungsphasen von vornherein die Nachhaltigkeit. Daher entschied man sich, in jedem der 17 Stadtbezirke eine SHUFFLE Stele zu installieren, die mit Beleuchtung, WLAN, Überwachungskameras, einer E-Ladestation und einem Schréder EXEDRA Steuerungssystem ausgestattet ist. 

SHUFFLE-Lichtsäulen können mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge und anderen Funktionen ausgestattet werden, um Städten eine umweltfreundlichere Infrastruktur zu bieten

Mit verschiedenen herkömmlichen und ultraschnellen Ladestationen hat man dort das im ganzen Land umfangreichste Netzwerk an E-Ladestationen geschaffen, das in der Lage ist, Ladekapazität für eine Reichweite von insgesamt bis zu 80.000 km pro Tag bereitzustellen! Dies ergibt eine Einsparung fossiler Brennstoffe von 5.662 Litern Diesel bzw. 6.471 Litern Benzin. Das ist wirklich ein enormer Fortschritt. Oeiras hat sich im Rahmen seiner Smart-City-Strategie ganz der Elektromobilität verschrieben. Es handelt sich um eine äußerst attraktive Region: Nicht weit von Lissabon beheimatet sie viele Fachkräfte aus dem F&E-Bereich und ist Sitz zahlreicher multinationaler Unternehmen. Es ist wirklich sehr erfreulich zu sehen, dass dieser Erfolg zum guten Teil auch dem Beleuchtungskonzept der Stadt geschuldet ist! 
 

Was ist der nächste Schritt?  

Wenn wir uns der vernetzten Beleuchtung zuwenden, so ist doch eindeutig die Einsparung von Energie einer der Gründe für die Einführung eines solchen Systems. Das liegt ja auf der Hand. Nehmen wir eine andere Perspektive ein, dann erkennen wir, dass die Beleuchtungsinfrastruktur allgegenwärtig und mit dem Stromnetz verbunden ist. Sie ist hoch oben über den Straßen der Stadt installiert und wird gut gewartet. Damit ist sie die ideale Plattform, über die man weitere Dienste bereitstellen könnte. Zum einen verändern sich die Verkehrsströme durch die Arbeit im Homeoffice. Zum anderen verändert sich die Nutzung des öffentlichen Raums durch pandemiebedingte Vorschriften (z. B. die Umnutzung durch Lockdown geschlossener Straßencafés als Parkplätze). Und wer weiß heute schon so genau, welche Anforderungen für selbstfahrende Autos gelten werden? 

Die Beleuchtungsinfrastruktur könnte als Plattform für die Bereitstellung solcher Anwendungen genutzt werden, insbesondere dort, wo Edge Computing notwendig sein wird. COVID hat in den Städten den Wunsch beschleunigt, umweltfreundlicher zu leben. Mit der Entscheidung für offene, modulare Systeme ist man auf jeden Fall für die Zukunft gewappnet. Wir von Schréder leisten dabei gerne Unterstützung. Wir stehen für weitere Informationen gerne zur Verfügung!

 

Über den Autor

Nicholas Schréder setzt sich leidenschaftlich für den Aufbau einer nachhaltigen Zukunft ein und stieß zu Hyperion, unserem Smart City Centre of Excellence, als es 2019 in Lissabon eröffnet wurde. Er befasst sich hauptsächlich mit der Entwicklung von Außenbeleuchtungssteuerungssystemen, die Städten helfen sollen, zukunftssichere Beleuchtungssysteme für intelligente Stadtprojekte zu schaffen. Heute leitet er die UCIFI-Marketing-Arbeitsgruppe, die der Unterstützung und dem Aufbau der UCIFI-Allianz dient, die Barrieren abbauen soll, um Smart-City-Technologien offener zu gestalten. Nicholas studierte Bauingenieurwesen am Imperial College London, absolvierte ein Erasmus-Semester in Frankreich und ist jetzt in Portugal ansässig.

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