Zeit sparen, Licht sparen, Leben retten? Smart Cities und die Debatte um die Zeitumstellung
Wenn sich die Blätter golden verfärben und man auf Halloween, Weihnachten und das neue Jahr zu sprechen kommt, beginnt jedes Jahr aufs Neue in großen Teilen der Welt die Debatte um die Sommerzeitregelung. 2022 werden die Uhren in den meisten Ländern Europas am 29. Oktober um eine Stunde zurückgestellt. In den USA erfolgt die Zeitumstellung am 6. November. Russland und China haben die Sommerzeitregelung schon vor Jahren abgeschafft.
Die Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst erfreut sich nicht gerade großer Beliebtheit. Die Sommerzeitregelung wurde schon im 19. Jahrhundert von berühmten Persönlichkeiten wie beispielsweise Benjamin Franklin und vom Ururgroßvater des Sängers von Coldplay (das ist kein Scherz!) angeregt. Damit sollte der Arbeitstag vieler Menschen verlängert werden, besonders derjenigen, die im Freien arbeiten.
Mittlerweile sind Rufe laut geworden, die Zeitumstellung wieder abzuschaffen: Laut Forschungsergebnissen der britischen Stiftung „RAC Foundation“ ist in den beiden Wochen, die der Zeitumstellung im Oktober folgen, ein deutlicher Anstieg von Verkehrsunfällen mit Personenschäden zu verzeichnen. Nach Aussagen der britischen Unfallverhütungsstelle „Royal Society for the Prevention of Accidents“ sollte die Sommerzeitregelung nicht nur wegen der Beeinträchtigung der Straßenverkehrssicherheit abgeschafft werden, sondern auch wegen ihrer Auswirkungen auf das Gast- und Freizeitgewerbe, auf die Tourismusbranche im Allgemeinen und auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung.
Diese Debatte ist mittlerweile auch im Europäischen Parlament angelangt, das sich 2018 dafür aussprach, die zweimal pro Jahr stattfindende Zeitumstellung abzuschaffen. Dann verschwanden diese Vorschläge wieder in der Schublade. Gründe dafür waren die Corona-Pandemie und der Brexit. Wir von Schréder möchten uns nicht in die Debatte über die Vor- und Nachteile der Sommerzeitregelung einmischen. Uns ist einfach nur wichtig, dass wir unsere Kund*innen dabei unterstützen, für alle Menschen ganzjährig sicherere Straßenverhältnisse zu schaffen.
Sensoren statt Zeitsteuerung
Die meisten Straßenbeleuchtungssysteme auf der nördlichen Erdhalbkugel werden derzeit anhand von Kalendern geregelt, die von den jeweiligen staatlichen Behörden herausgegeben werden. Diese sehen jährlich zwei Änderungen vor, um den längeren Nächten im Winter und den längeren Tagen im Sommer gerecht zu werden. Solche für ein Land zentral festgelegten Kalender berücksichtigen jedoch weder die regionalen Unterschiede (London hat beispielsweise im Winter mehr Tageslicht als Schottland in den Highlands, obwohl beide Regionen in derselben Zeitzone liegen) noch wetterbedingte Veränderungen bzw. das unterschiedliche Verkehrsaufkommen.
Zahlen von Eurostat zeigen, dass sich morgens und abends besonders viele schwere Verkehrsunfälle ereignen, was höchstwahrscheinlich auf den Berufsverkehr zurückzuführen ist. Fast doppelt so viele Fußgänger*innen kommen in den Wintermonaten im Straßenverkehr ums Leben als im Zeitraum März bis Juni. Auf innerstädtischen Straßen kommen mehr Fußgänger*innen zu Tode als außerorts. Bei Dunkelheit sind sie für andere Straßenverkehrsteilnehmer*innen nur schlecht zu erkennen. Dies führt zu einer höheren Zahl schwerwiegender Unfälle mit Fußgängerbeteiligung.
In den morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten an den Wochentagen ist die Zahl der Unfälle mit Fußgängerbeteiligung höher als die Zahl aller schweren Verkehrsunfälle zusammen.“
Europäische Beobachtungsstelle für die Straßenverkehrssicherheit.
In einer wirklich intelligenten Stadt ist das anders: Sensoren schalten die Straßenbeleuchtung ein, wenn es dunkel ist, ganz egal zu welcher Uhrzeit. Mithilfe von Tageslichtsensoren kann man sicherstellen, dass sich die Beleuchtung am richtigen Ort zur richtigen Zeit einschaltet, und zwar ganz nach Bedarf jeden Tag ein paar Minuten früher oder später. Die Zeitsteuerung anhand der beiden großen Zeitumstellungstermine pro Jahr ist somit passé. Die Beleuchtung wird somit auch tagsüber eingeschaltet, wenn sich der Himmel aufgrund schlechter Wetterverhältnisse verdunkelt.
Lesen Sie mehr über das Pilotprojekt
Aktualisierung der Beleuchtungseinstellung viermal pro Stunde anstatt nur zweimal pro Jahr
Der Brüsseler Waldpark Ter Kamerenbos ist ein ideales Testgelände für innovative Beleuchtung. Dieser großflächige Park im Süden der Stadt Brüssel ist für Autos, Busse, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen eine wichtige Verkehrsader in die Stadt. Im Frühjahr 2021 haben wir mit Sibelga ein Experiment durchgeführt. Sibelga ist der Betreiber der städtischen Versorgungsnetze. Die Lichtleistung der 72 LED-Leuchten an der Straße wurde anhand von Echtzeitdaten und nicht anhand eines vordefinierten Zeitplans geregelt.
Es wurden Daten aus drei Kategorien erfasst: Wetter, Verkehrsaufkommen und Position der Fußgängerüberwege. Anhand dieser Daten wurde das optimale Beleuchtungsniveau jedes einzelnen Lichtpunkts berechnet. Die Beleuchtung wurde nach Bedarf alle 15 Minuten in Echtzeit an die jeweiligen Verhältnisse angepasst. Das Beleuchtungsniveau wurde bei geringer Verkehrsdichte und guten Witterungsbedingungen automatisch reduziert. Bei Regen oder starkem Wind (der Äste auf die Straße wehen könnte) wurde das Beleuchtungsniveau nicht reduziert. Die Fußgängerüberwege wurden stets mit voller Leistung beleuchtet. Die Energieeinsparungen waren beeindruckend.
Bei einer Smart-City-Infrastruktur haben Kund*innen dank uneingeschränkt interoperabler Systeme das Heft in der Hand. Dabei gilt es, den Himmel zu beobachten anstatt auf die Uhr zu schauen. Schréder bietet ein breitgefächertes Portfolio an Beleuchtungslösungen für den städtischen Raum und für Autobahnen, die gekoppelt an unsere eigenen oder an externe Steuerungssysteme als wahrhaft intelligente Lösungen für Straßen aller Art eingesetzt werden können.
Ganzjährig optimale Beleuchtung
In der wunderschönen Algarve im Süden Portugals liegt Portimão. Die Stadt wird während der Saison von Hunderttausenden Touristen besucht. Im Sommer sind die Gassen und Straßen der Stadt regelmäßig überfüllt. Im Winter geht es jedoch etwas gemächlicher zu. Um die Sicherheit der Bewohner und der Besucher sicherzustellen, investierte die Stadtverwaltung in die erhöhte Sicherheit an Straßenkreuzungen.
Ohne Inanspruchnahme eines Planungsbüros entschied man sich direkt für ein Beleuchtungssystem des Typs NEOS, das mit integrierten Linsen ausgestattet ist. So wird sichergestellt, dass die Fußgängerüberwege in der Stadt auch aus größerer Entfernung jederzeit gut erkennbar sind, dass Fußgänger*innen gut sichtbar sind und Blendungen für Autofahrer*innen minimiert werden. Das Beleuchtungssystem liefert die notwendige vertikale Beleuchtung, die einen scharfen Kontrast zur Beleuchtung in der Umgebung gewährleistet, sowie die horizontale Beleuchtung, die für eine gleichmäßige Lichtverteilung auf der Straße sorgt.
Bei einem Besuch in Portimão kann man entspannen und abschalten, ohne ständig auf die Uhr sehen zu müssen. Smart Cities, die Sensoren für die Steuerung der Straßenbeleuchtung nutzen, stellen sicher, dass auch ihr Beleuchtungskonzept nach diesem Prinzip funktioniert. Ob es in Ihrem Land nun eine Sommerzeitregelung gibt oder nicht, es ist in jedem Fall sinnvoll darüber nachzudenken, wie man Straßen an allen Tagen des Jahres auf sichere Weise beleuchten kann. Mit dieser Aufgabe hat Schréder schon mehr als 100 Jahre Erfahrung.
Über den Autor
Die 25-jährige Karriere von István Laskai im Beleuchtungssektor umfasst die Bereiche Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung sowie Weiterbildungsmaßnahmen zu Beleuchtungsthemen. Es ist ihm sehr wichtig, die Anforderungen der Kund*innen zu kennen. Daher verfügt er über sehr umfangreiche Erfahrung im Bereich der Straßen- und Stadtbeleuchtung in vielen Ländern Europas. Der seit 2016 für Schréder tätige Beleuchtungsexperte bringt derzeit die Produktentwicklung im Bereich der Straßenbeleuchtung mithilfe wegweisender Technologie voran, um den Herausforderungen unserer Kund*innen jederzeit gerecht zu werden.
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